Wechselwirkungen zwischen Herzerkrankungen und seelischen Faktoren sind langfristig bekannt. Zwischenzeitlich bestätigen zahlreiche Studienergebnisse, dass Entstehung und Verlauf von Herzerkrankungen durch seelische Befindlichkeiten beeinflusst sind und umgekehrt, dass Herzerkrankungen psychische Begleitprobleme wie depressive Stimmungen, Mutlosigkeit oder Angstreaktionen auslösen können.
Ebenso wird Verhalten durch seelische Faktoren beeinflusst, was zur Entwicklung von kardiovaskulären Risikokonstellationen führen kann ( z.B. Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen zum Stressabbau). Chronischer Stress kann sich ungünstig auf die vegetativen Regelkreise auswirken und so Blutdruck, Herzrhythmus und Gefäßdurchblutung stören.
Insbesondere im Anschluss an eine akut aufgetretene Herzerkrankung oder Erleben von Herzrhythmusstörungen verbleiben nach der Erstbehandlung Verunsicherungen und Ängste, was die Wiedereingliederung ins Alltagsleben erschwert.
Dr. Brigitte Buran-Kilian
Ärztin für Innere Medizin, Kardiologie,
Rehabilitationswesen, Kardiovaskuläre Präventivmedizinerin DGPR
Psychokardiologie
So kann es auch dazu kommen, dass Sorge, Ängstlichkeit, Hoffnungslosigkeit die Lebensqualität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mehr einschränken als die eigentliche Herzerkrankung. Auf solchen Zusammenhängen können auch die bei sog. funktionellen Herzbeschwerden empfundenen Einschränkungen beruhen.
Psychische Begleitprobleme bei kardialen Erkrankungen oder der Umsetzung von Verhaltensempfehlungen zur kardiovaskulären Prävention sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden ( s.a. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie „ Bedeutung von psychosozialen Faktoren in der Kardiologie – Update 2018“). Bei in den letzten Jahren rasch zunehmendem Bedarf entstehen derzeit in Deutschland auf ambulanter und stationärer Ebene Versorgungsstrukturen mit psychokardiologischem Schwerpunkt.
Unser Sprechstundenangebot mit psychokardiologischem Schwerpunkt umfasst die Beurteilung der kardiologischen Befundlage, ggf. ergänzt durch aktuelle kardiologische Diagnostik, sowie eine psychokardiologische Beratung/Begleitung je nach individuellem Bedarf. Ziel ist es durch vertiefende Informationen und beratende Gespräche eine Verbesserung des Krankheitsverständnisses und der Krankheitsbewältigung zu erreichen. Über die gemeinsame Erarbeitung individueller Verhaltensänderungen erhöht sich die Chance zu einem unbeschwerten Alltagsleben und einem gesundheitsbewussten Lebensstil zu finden.
Psychokardiologische Wechselwirkungen ergeben sich insbesondere bei folgenden Krankheitsbildern:
Koronare Herzerkrankung mit Manifestationen wie akutem Herzinfarkt , akuten Interventionen (z.B. Stent-Implantation),
Herzrhythmusstörungen wie Extrasystolie, (paroxysmal auftretendes) Vorhofflimmern, Tachykardien, nach Defibrillator-Implantation
akuter und chronischer Herzinsuffizienz,
Tako-Tsubo Kardiomyopathie (Stress-Kardiomyopathie),
Z.n. Reanimation,
Z.n. Herzoperation (z.B. Bypass, Klappen)
schwer einstellbarem Bluthochdruck,
Beschwerden trotz unauffälliger Untersuchungsbefunde.